Erste Ergebnisse aus Blue Estuaries
Das Projekt Blue Estuaries zeichnet sich durch ein ambitioniertes Feldprogramm aus, um die gleichzeitige Belastung in beiden größten Deutschen Ästuaren der Elbe (Nordsee) und der Oder (Ostsee) durch Eutrophierung und Schadstoffe im Jahresgang zu erfassen, sowie die Auswirkungen auf Nahrungsnetze und bestandsbildende Organismen im Benthos und der Fischfauna. Trotz der Covid-19 Beschränkungen im Jahr 2021 konnten fast alle geplanten Kampagnen an Bord verschiedener Schiffe oder mit kleinen Booten von Land aus durchgeführt werden.
An der Einschätzung der Toxizität von Sedimenten arbeitet die Arbeitsgruppe Angewandte Aquatischen Toxikologie der HAW und führt im Oder- und Elbeästuar ökotoxikologische Untersuchungen durch. Im Stettiner Haff und entlang des Peenestroms wurden Wasser- und Sedimentproben an 5 Stationen genommen, entlang der Unterelbe von Drage bis Otterndorf an 6 Stationen im Wattbereich Sedimentsammler ausgelegt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen große Unterschiede in der Toxizität der Sedimente zwischen den Ästuaren, wobei das Oderästuar viel weniger belastet scheint als die Unterelbe, in der sich über Jahrzehnte die Schadstoffe aus den oberstromigen Industrieanlagen ansammelten. Wenn wir unsere in BluEs erhobenen Daten mit denen aus früheren Projekten vergleichen, erscheinen die Auswirkungen auf unsere eingesetzten Testorganismen geringer. Das nächste Jahr wird zeigen, ob sich diese positiven Befunde bestätigen lassen. In beiden Ästuaren wurden außerdem die Schlüsselfischarten Stint, Hering, Finte, Zander, Kaulbarsch, Flussbarsch, Flunder und Schwarzmundgrundel gefangen und hiervon Proben für Nahrungs-und Wachstumsanalysen genommen. Darüber hinaus wurden in Frühjahrs-, Sommer- und Herbstkampagnen an Bord des Schiffes "Ostetal" im Elbeästuar 37 verschiedene Fischarten quantitativ erfasst, um die Diversität der Fischfauna sowie die Abundanzen und Biomassen aller Arten einschätzen zu können. Den Grad der Eutrophierung konnten wir mithilfe eines Kammer-Landers an mehreren Stationen des Oder Ausstroms erfassen. Es zeigte sich, dass in Bodennähe der Verbrauch von Sauerstoff und die Produktion von Ammonium im Sommer am höchsten sind und invers korrelieren. Die freigesetzten Nährstoffe können z.B. das starke Wachstum von Mikroalgen begünstigen, welches zu erhöhter Trübung und damit verminderter Wasserqualität führen kann.
Im nächsten Jahr werden alle Feldarbeiten fortgesetzt um die jahreszeitliche Abdeckung der Befunden sicherzustellen.
Fotos von BluEs-Arbeiten in 2021. Links: Matten im Schlick der Elbe zur Sammlung sedimentierenden Materials, Mitte: Kammer-Lander mit programmierbarem Probennehmer, Rechts: Fische wurden meist in Zusammenarbeit mit lokalen Fischern gefangen (Rechtes Foto: R. Koll). |